Der feige Löwe

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Der feige Löwe "WWWUUUAAAOOORRR" Plötzlich schoß mit furchtbaren Gebrüll ein riesiger Löwe aus dem Gehölz.
Der kleine Totoschka warf sich tapfer dem Feind entgegen. Das Ungeheuer sperrte seinen Rachen auf, um das Hündchen zu verschlingen, doch da stürzte Elli vor und deckte Totoschka mit ihrem Körper.
"Halt! Wag es nicht, Totoschka anzurühren", schrie sie zornig.
Der Löwe blieb wie angewurzelt stehen. "Verzeiht mir", sagte er, "ich hab ihn doch nicht gefressen!"
"Aber versucht hast du es! Schämst du dich nicht, Schwache zu überfallen? Du Feigling!"
"Wo ... woher wißt ihr, daß ich feige bin?"
stotterte verdutzt der Löwe. "Ha-at es Euch jemand gesagt? Merkwürdig! Wie sehr ich mich auch bemühe, meine Feigheit zu verbergen, sie tritt dennoch zum Vorschein. Ich war schon immer feige, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Nur ein Feigling wie ich konnte über einen solchen Knirps herfallen..."
"Weshalb bist du denn feige?"
fragte Elli, den riesigen Löwen musternd.
"Ich bin´s von Geburt. Freilich halten mich alle für tapfer - der Löwe ist doch der König der Tiere! Wenn ich brülle - ich brülle sehr laut, ihr habt´s ja gehöhrt -, so nehmen die Tiere und Menschen Reißaus. Vor einem Elefanten oder einem Tiger würde ich mich aber fürchten, mein Ehrenwort! Ein Glück, daß niemand weiß, wie feige ich ich bin", sagte der Löwe und trocknete sich die Tränen mit dem Büschel seines Schwanzendes. "Ich schäme mich sehr und weiß nicht, was ich anfangen soll."
"Sag, raufst du dich gern mit anderen Löwen?", wollte Totoschka wissen.
"Wo denkst du hin ... Ich fliehe sie wie die Pest", gestand der Löwe. " Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich Mut zu haben."

Und so wurde der Löwe eingeladen zusammen mit Elli, Totoschka, dem Scheuch und dem eisernen Holzfäller in die Smaragdenstadt zu ziehen, um dort den mächtigen Zauberer Goodwin um etwas Mut bitten zu können. Unterwegs lauerten vieleGefahren auf die Freunde, aber der Löwe beschützte sie und rannte selbst vor den schrecklichen Säbelzahntigern nicht davon, sondern stellte sich ihnen tapfer in den Weg. Goodwin war mächtig genug, den Wunsch des Löwen zu erfüllen. Da aber auch im Wunderland nichts ganz umsonst ist, auch Wünsche nicht, wollte Goodwin erst das Violette Land durch die Freunde von der bösen Zauberin Bastinda befreien lassen. Das war zwar eine schwere, aber keine unlösbare Aufgabe. Nachdem dies erledigt war, kehrten die Helden wieder zur Smaragdenstadt zurück, um sich jetzt nun ihre Wünsche erfüllen zu lassen.
Endlich bekam der Löwe seine Portion Mut und das sogar auf einem goldenen Teller. Der Mut schmeckte zwar abscheulich und roch ziemlich abstoßend - es muß wohl so eine Art Mischung aus Lebertran und Sirup gewesen sein - , aber der Löwe trank und leckte sogar den Teller ab, um nichts von dem Kostbaren zu vergeuden.
"Oh, jetzt fühle ich, wie ich mutig werde! Mut rieselt durch meine Adern und füllt mir das Herz! Habt Dank, habt Dank, großer Zauberer!"

Mit soviel Mut ausgestattet konnte den Löwen nichts mehr schrecken. Schließlich und endlich wurde er von den Tieren eines großen Waldes zu ihrem König gekrönt.
Seitdem hat man ihn im Wunderland nur noch selten zu Gesicht bekommen.

Solltest Du, Abenteurer, auf Deinen Reisen durch das Wunderland einmal einem Löwen begegnen, so denke daran, es könnte entweder ein feiger seiner Art sein, oder es ist eben dieser mutige Löwe. Also, sei wachsam bevor Du versuchst, ihn auf Dein Kerbholz zu bringen......


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